Wissenswertes über Stiftungen
Die doppelte Unabhängigkeit gegenüber Markterwartungen einerseits und politischen Vorgaben sowie öffentlichen Zuständigkeiten andererseits geben Stiftungen anderen Organisationsformen gegenüber ein Alleinstellungsmerkmal.
Insbesondere Stiftungen, die sich aus ihrem Vermögen finanzieren, genießen eine weitgehende Unabhängigkeit von Wettbewerbszwängen und den Erwartungen Dritter (Politik und Verwaltung). Die doppelte Unabhängigkeit von Stiftungen ist ihre größte Stärke und zugleich auch ihre Schwäche. Stiftungen sind dann besonders effektiv, wenn sie ihre aus der Unabhängigkeit erwachsende Freiheit auch nutzen.
Die 4 Stärken einer Stiftung
Sozialunternehmer
Stiftungen können Bedürfnisse oder Probleme identifizieren, deren Bearbeitung nicht in der Reichweite oder im Interesse des Markts, des Staats oder anderer (Nonprofit – Organisationen) liegen.
Beispiel:
Die Freudenberg Stiftung engagiert sich seit 1985 für die Integration psychisch Kranker in das Arbeitsleben. Zunächst hat die Stiftung die Verbreitung von Integrationsbetrieben unterstützt. Heute fördert die Stiftung die Verbreitung modellhafter Möglichkeiten des Zuverdiensts für psychisch erkrankte Menschen.
Institutionenbauer
Mit ihren finanziellen Mitteln und ihrer Expertise können Stiftungen Institutionen schaffen, bestehende nachhaltig stellen oder sie skalieren. Stiftungen haben diesbezüglich einen breiten Wirkungsgrad und die nötige Präsenz.
Beispiel:
Beim Nationalen MINT-Forum (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) treffen zahlreiche große Stiftungen auf Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungsverwaltung, um gemeinsame Maßnahmen zur Förderung von Bildung in den MINT-Bereichen zu koordinieren.
Brückenbauer
Stiftungen dieser Art können als unabhängiger Makler Koalitionen bilden, um gemeinsam zur Lösung sozialer und anderer Probleme beizutragen. Sie können institutionelle Grenzen überwinden und neue Wege aufzeigen.
Beispiel:
Der von mehreren deutschen Stiftungen gegründete Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration versteht sich als unabhängiges und interdisziplinäres Expertengremium, das Handlungsempfehlungen für Integration und Migration entwickelt sowie die Öffentlichkeit informiert.
Risikoträger
Als solche Form der Stiftung kann man in Bereichen hoher Unsicherheit und kaum abschätzbarer Erfolgsaussichten aktiv werden und Wagniskapital zur Verfügung stellen und somit eine große Stütze für Projekte bieten.
Beispiel:
Ein Musikfestival erhält durch die Förderung einer Stiftung eine Art Ausfallgarantie, sollten die Erlöse aus den Kartenverkäufen nicht die entstehenden Kosten decken.
Die 4 Schwächen einer Stiftung
Insuffizienz
Eine Stiftung setzt sich hoch gesteckte Ziele oder sehr allgemeine, die sie angesichts der ihr zur Verfügung stehenden Mittel kaum erfüllen kann.
Beispiel:
Eine Stiftung möchte die Ursachen des Hungers in Entwicklungsländern bekämpfen. Ihre instabile Finanzierung ermöglicht es ihr jedoch nur kurzzeitige anlassbezogene und spendenbasierte Nahrungsmittellieferungen in Katastrophengebiete durchzuführen.
Partikularismus
Eine Stiftung verwirklicht ein sehr spezifisches Ziel oder bevorzugt einen kleinen Personenkreis mit einem unverhältnismäßig hohen Mittelaufwand.
Beispiel:
Eine Stiftung bietet Nachhilfe-Programme in einem „Problembezirk“ für Schüler mit einem spezifischen Migrationshintergrund an und nimmt deswegen keine anderen Schüler mit Lernschwäche aus demselben Stadtteil auf.
Dilettantismus
Eine Stiftung hat ein nur oberflächliches Verständnis der Problemkonstellation und geht ohne strategische Vorstellungen zur Zielerreichung vor.
Beispiel:
Eine Stiftung schenkt einer Stadt ein Gebäude, bspw. ein Opernhaus, ein Denkmal oder ein Museum. Dabei evaluiert sie jedoch nicht die Bedarfe vor Ort oder die Folgekosten des Betriebs und der Instandhaltung für die öffentliche Hand. Da auch die lokalen Entscheidungsträger nicht eingebunden wurden, entwickelt sich starker Widerstand der Bevölkerung gegen das Bauvorhaben.
Paternalismus
Eine Stiftung ist von sich selbst so überzeugt und meint, anstehende Probleme oder Aufgaben besser zu verstehen und lösen zu können als Betroffene oder die Experten.
Beispiel:
Eine Stiftung gibt im Bereich Integration eine Studie mit Empfehlungen heraus, die von Experten aus dem Feld als belehrend wahrgenommen wird. Die Betroffenen werden aus ihrer Sicht nicht ausreichend berücksichtigt.
Nischenanbieter
- Mittel | … Stiftungen mit zu geringen Mitteln 74%
- Ziele | … glauben, dass sie ihre Ziele nicht erreichen 13%
- Strategie | … geben richtige Strategie als Erfolgsfaktor an 29%
- Transparenz | … sehen sich als zu wenig transparent 33%
- Leistungen | … aller weggefallenen staatlichen Leistungen 69%
- Risiken | … mögl. eigene Risikokraft der Stiftungen 54%
Die Schwäche dieser Stiftungen ist ihre geringe Mittelausstattung (überwiegend totes Kapital, sprich starre Liquidität der Fördermittel) und daraus folgend eine Tendenz zu Insuffizienz und Dilettantismus.
Drei von vier Nischenanbietern klagen über zu geringe Mittel (74%) und überdurchschnittlich oft meint jede zehnte Stiftung (13%), dass ihre Ziele eigentlich kaum erreichbar sind. Entsprechend selten geben sie „die richtige Strategie“ als einen wichtigen Erfolgsfaktor an (29%). Zuletzt zeigt sich ein Hang zum Paternalismus oder Partikularismus: Überdurchschnittlich oft müssen Nischenanbieter andere Akteure wie den Staat (45%), die Wirtschaft (76%), Schulen (45%), Hochschulen (33%) oder Kultureinrichtungen (25%) erst von ihren Zielen überzeugen, insofern sie diese Akteure als wichtig für ihre Arbeit bewerten. Jeder dritter Nischenanbieter sieht sich als zu wenig transparent – ein Indiz für Paternalismus.
Dienstleister
- neue Einrichtungen | … aller neuen Einrichtungen stammen von Stiftungen 36%
- Problemlösungen | … geben an, dass sie Lösungen finden 66%
- Verwaltung | … sehen sich als zu bürokratisch 8%
- Abhängigkeit | … sehen sich abhängig von dritten in der Finanzierung 38%
- staatl. Bedeutung | … geben an, dass der Staat wichtig ist für die Arbeit 46%
- Verbindungen | … sehen sich als Verbindungsknüpfer 56%
Dienstleister sind durchaus risikobereite und strategische Institutionenbauer, die überdurchschnittlich häufig neue Einrichtungen aufbauen (36%) und dabei strategisch vorgehen (88%). Dennoch ist das Potenzial der Dienstleister als Risikoträger ambivalent einzuschätzen. Zwar geben sieben von zehn Stiftungen (66%) an, dass sie Lösungen für Probleme finden und Innovationen fördern wollen, jedoch verstehen sie sich (8%) als zu bürokratisch und(38%) als zu abhängig von anderen Akteuren. Besonders häufig beziehen Dienstleister ihr Budget aus selbsterwirtschafteten Mitteln (56%), staatlichen Zuwendungen (45%) und Großspenden (44%).
Besonders stark sehen sich die Dienstleisterstiftungen als Brückenbauer:
Sie wollen zwischen unterschiedlichen Positionen vermitteln (38%) und Akteure miteinander verbinden (56%). Die Schwäche dieser Stiftungen liegt tendenziell im Paternalismus oder Partikularismus:
Jede Zweite von ihnen (46%), die den Staat als wichtig für ihre Arbeit erachtet, gibt an, ihn erst von ihren Zielen überzeugen zu müssen. Hoch ist auch die Zustimmung zu einem Überzeugungsbedarf gegenüber Hochschulen (32%) und Schulen (46%). Jede Dritte sieht sich als intransparent.
Engagement-Stiftungen
- Hilfeleistung | … geben an, zu helfen, wo Not ist 70%
- Ziele | … glauben, dass sie ihre Ziele nicht erreichen 14%
- Strategie | … geben richtige Strategie als Erfolgsfaktor an 22%
- Mittel | … klagen über zu geringe Mittel 69%
- Institutionen | … sehen sich eher als Institutionenbauer 77%
- Mitarbeiter | … aller Stiftungen haben keine bezahlten Mitarbeiter 88%
Auch Engagement-Stiftungen haben ein Potenzial als Sozialunternehmer, da sie besonders flexibel und unbürokratisch fördern können:
Mehr als zwei Drittel von ihnen (70%) geben an, dort zu helfen, wo „Not am Mann“ ist. Auch als kleine Risikoträger kommen Stiftungen dieses Typs in Frage:
Sie sehen sich vergleichsweise seltener als von anderen Akteuren zu abhängig an (17%), was insbesondere bei staatlichen Zuwendungen (3%) und Großspenden (24%) gilt. Faktisch verstehen sich jedoch drei von vier Engagement-Stiftungen (77%) eher als Institutionenbauer, indem sie Einrichtungen fördern.
Die potentiellen Schwächen der Engagement-Stiftungen sind Insuffizienz und Dilettantismus:Zwei Drittel (69%) klagen über zu geringe Mittel und überdurchschnittlich jede zehnte Stiftung (14%) über unerreichbare Ziele. Neun von zehn Engagement-Stiftungen (88%) haben keine bezahlten Mitarbeiter. Nur 22% geben „die richtige Strategie“ als Erfolgsfaktor an.
Professionelle Philantrophen
- Verwaltung | … sehen sich als zu bürokratisch 13%
- Einrichtungen | … geben an, neue Einrichtungen zu erbauen 33%
- Innovationen | … geben an, Innovationen zu fördern 61%
- Förderprogramm | … fördern bereits bestehende Einrichtungen 76%
- Strategie | … haben eine Strategie erarbeitet und verfolgen sie 85%
- Transparenz | … sehen sich als zu wenig transparent nach außen 29%
Stiftungen dieses Typs geben am häufigsten an, zu bürokratisch zu sein (13%). In der großen Mehrzahl haben sie aber als Risikoträger Potenzial, da sie am seltensten angeben, von anderen Akteuren zu abhängig zu sein (10%) – sei es vom Staat oder von wirtschaftlichen Interessen. Die besondere Stärke dieser Stiftungen kann in der Funktion eines strategischen Institutionenbauers liegen:
Überdurchschnittlich häufig gibt jede dritte Stiftung an, neue Einrichtungen aufzubauen (34%), und zwei von drei, Innovationen zu fördern (61%). Drei von vier professionellen Philanthropen fördern bestehende Einrichtungen (76%) und vier von fünf haben eine Strategie erarbeitet und verfolgen diese (85%). In diesem Kontext kommt eine gewisse Tendenz zum Paternalismus zum Tragen, da sich jede dritte Stiftung (29%) als zu wenig transparent und nach außen offen sieht.
Wir sind für Sie da!
Wir werden Sie in Ihrem Wunsch, die Stiftung erfolgreich zu führen oder zu positionieren, kompetent und tatkräftig unterstützen.